Zeugnis

Ich bin in den USA aufgewachsen und 2008 nach Europa gezogen. Als ich versuchte, meine Erfahrungen als Schwarze zu erklären, konnte ich die Worte dafür nicht finden. Jetzt sammle ich Geschichten von vielen Menschen, um ihre Erfahrungen zu dokumentieren und verborgene Realitäten zu artikulieren.

„If you are silent about your oppression, they will kill you and say you enjoyed it.“ Zora Neal Hurston

Schwarze Menschen werden selten als Experten ihres eigenen Lebens angesehen, besonders wenn ihr Leben direkt von weißen Europäern beeinflusst wird. Eines der Mandate der weißen Vorherrschaft setzt voraus, dass keine Ansicht gültig ist, es sei denn, sie wird von einer weißen Person ausgedrückt. In ganz Österreich gibt es Plakate und Nachrichten, die diese Botschaft verstärken, wenn sie versuchen, die Erfahrungen von Migranten und Farbigen weiterzugeben, ohne jemals den zahlreichen Migranten und Farbigen in Österreich ein Sprachrohr zu geben.

Es gab zwei neue Elemente in meinem Leben, die mir auffielen, als ich 2008 von Amerika nach Europa zog. 1. Wie die weiße Öffentlichkeit empfand, dass es für sie akzeptabel war, mich feindselig anzustarren, während ich durch die Straßen lief. 2. Die Art und Weise, wie die weiße Öffentlichkeit glaubte, dass Nationalität und Rasse (pseudowissenschaftlich) verbunden waren und so oft die Herkunft von Menschen mit anderer Hautfarbe hinterfragt wird, bis diese Fragen zu einer gewissen Befriedigung darüber führt, dass Menschen mit anderer Hautfarbe von außerhalb Europas stammen.

Diese beiden Beobachtungen wurden miteinander verknüpft, weil sie dazu dienten, den schwarzen Körper außerhalb des Zugehörigkeitsbereiches der weißen Europäer zu platzieren, selbst diejenigen, die von einem europäischen Land in ein anderes ziehen. Diese Anti-Schwarzheit führt zu vielen negativen Folgen für Schwarze, die in Österreich leben.

Refugee Art Show in Vienna
Ich kam auf die Idee für dieses Projekt, während ich im Oktober 2015 an einer Migranten Art Show in Wien teilnahm. Es war nicht genug Zeit, als dass alle Künstler präsentieren konnten, aber viele von ihnen blieben später noch und sprachen mit mir über ihre Erfahrungen. Erfahrungen die ich, als Migrantin, als schmerzlich vertraut empfand. Während mein Visastatus mich vor einigen dieser Erfahrungen schützt, macht mich meine Schwarzheit anfällig für viele von diesen Erfahrungen. Am nächsten Tag gründete ich eine Facebook-Gruppe namens Black People in Vienna, die fast sofort Hunderte von Mitgliedern umfasste.

Schwarze Menschen in Österreich müssen eine Vielzahl von Strategien anwenden, um der Entmenschlichung zu widerstehen, der sie unvermeidlich ausgesetzt dind, während sie hier leben. Diese Strategien sind durch Bildung, Erfahrung und Hintergründe geprägt, aber sie sind alle auf das Überleben ausgerichtet. Trotz solcher Umstände überwinden viele Schwarze die Hindernisse und gedeihen. Unser Leben wird im Wesentlichen zu einem Kunstwerk – einer Geschichte von Widerstand, Wiederkehr und Wiedergeburt. Black Austria bietet diesen Geschichten ein Zuhause.

Amoako Boafo
Amoako Boafo presents his art at the Refugee Art Show in Vienna 2015